Ein Interview mit Ute Rentmeister von der Ferienhaus-Akademie
Egal, ob Ersteinrichtung oder Modernisierung: Das Einrichten einer Ferienimmobilie ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Eine, die Funktionalität und Ästhetik in Einklang bringen muss, um den Gästen ein unvergessliches Urlaubserlebnis zu bieten. Von der Auswahl der richtigen Möbel bis hin zur Gestaltung einer einladenden Atmosphäre gibt es viele Aspekte zu berücksichtigen. Nur, wenn alle Rädchen stimmig ineinandergreifen, wird die Ferienimmobilie dauerhaft zum Erfolg. Eine, die ganz genau weiß, wie es funktioniert, ist Ute Rentmeister. Die Einrichtungsexpertin vermietet selbst erfolgreich zwei Ferienwohnungen in Born auf dem Darß. Aus ihrem reichen Erfahrungsschatz und ihrem Fachwissen hat sie wertvolle Einrichtungstipps und -tricks für uns abgeleitet. Welche Dinge entscheidend sind, wenn du deine Ferienunterkunft in ein echtes Juwel für Reisende verwandeln möchtest? Hier erfährst du es!
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Frau Rentmeister ist selbst in Besitz eines traumhaft schönen Ferienhauses in Born. Das Büdnerhaus am Bodden ist bei unseren Gästen sehr beliebt und hat eine fantastische Auslastung. Der große Vermietungserfolg liegt nicht zuletzt daran, dass die Einrichtungsexpertin die beiden Ferienwohnungen sehr liebevoll und durchdacht eingerichtet hat. Mittlerweile hat sie Ihre Leidenschaft sogar zum Beruf gemacht und die Ferienhaus Akademie gegründet.
Meerfischland: Was macht Ihre Firma? Können Sie uns ein bisschen darüber erzählen?
Ute Rentmeister: Die Ferienhaus-Akademie bietet GastgeberInnen und solchen, die es werden möchten, Unterstützung in fast allen Fragen rund um die Ferienvermietung an: von Grundrissplanung über Einrichtung und Ausstattung bis hin zur Vermietung und Vermarktung. Wir geben dazu regelmäßig Kurse, aber auch eine Einzelberatung ist jederzeit möglich. Heike Inkermann ist Architektin und Interior-Designerin, ich komme aus dem Marketing. Unser großes Plus ist aber, dass wir beide auch selbst Ferienvermieter:innen sind und alle damit verbundenen Themen und Herausforderungen aus eigenem Erleben kennen.
Meerfischland: Was hat Sie selbst dazu inspiriert, ein Ferienhaus für Gäste anzubieten?
Ute Rentmeister: Da erging es uns vermutlich wie vielen anderen auch: Wir haben uns zuerst in die Gegend verliebt. Wir sind sehr oft auf dem Darß gewesen, bis wir dann durch Zufall das alte, völlig verfallene Bauernhaus entdeckt und zu unserem Projekt gemacht haben. Die Größe des Hauses, die hohen Baukosten – da war Refinanzierung durch Vermietung dann schnell ein Thema.
Meerfischland: Welche Überlegungen spielen bei der Einrichtung von Ferienobjekten eine entscheidende Rolle?
Ute Rentmeister: Wohnung oder Haus kommen dann am besten an, wenn sie einen eigenen Charakter und Charme haben. Drei Fragen sollten deshalb immer am Anfang stehen: Welche Geschichte kann ich erzählen? Welcher Name passt dazu? Welche Zielgruppen möchte ich ansprechen? Wenn diese Fragen beantwortet sind, kann ich bei Stil, Farben, Ausstattung, Einrichtung und Deko darauf aufbauen. Dann wird es am Ende eine runde Sache.
„Gemütliche, herzliche Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens zusammen mit lieben Leuten genießt.“
Meerfischland: Wie findet man die richtige Zielgruppe für sich heraus?
Ute Rentmeister: Wohn-, Essbereich, zwei Schlafzimmer, ein Bad: Daraus wird meist eine Unterkunft für Eltern mit Kindern gestaltet. Wir empfehlen nicht nur den Grundriss, sondern unbedingt auch das Umfeld, die Lage mitzudenken. Unser Haus steht zum Beispiel in Born auf einem großen Grundstück, sehr schön am Bodden. Aber das ist für die meisten Familien nicht ideal, weil es fünf Kilometer bis zum Meer sind. Wir bieten deshalb nur Doppelschlafzimmer an. Jedes mit eigenem Bad. Die werden durchaus auch von Eltern mit größeren Kindern genutzt. Vor allem aber von Paaren, die zwei Schlafzimmer bevorzugen – man glaubt ja nicht, wie viele Leute schnarchen oder nachts lesen (lacht) – und von befreundeten Paaren.
„Wir haben auch an Barrierefreiheit gedacht“
Zusätzlich haben wir auch an ältere und größere Personen gedacht: Keine Stufe, sondern ein ansteigender Weg führt zur Haustür. Türen, Küchen und Toiletten sind höher als normal, Duschen ebenerdig, Sofas und Betten haben ebenfalls eine komfortable Höhe. Außerdem bieten wir im großen Schlafzimmer ein Bett mit 2,10 m Länge. Da wir auch im Winter Gäste haben möchten, haben wir, wo es möglich war, Kamin und Sauna eingebaut.
Meerfischland: Finden Sie es wichtig, regionale Besonderheiten bei der Inneneinrichtung mit einfließen zu lassen?
Ute Rentmeister: Dagegen spricht überhaupt nichts, wenn nicht die üblichen Klischees bedient werden: Der rot gestreifte Leuchtturm, der Anker auf dem Sofakissen oder die blauen Holzfische eher nicht. Aber die Farben und Materialien der Umgebung aufgreifen, ein schöner trockener Ast vom Strand für die Bodenvase – das kann sehr charmant sein und wird bei Gästen positiv wahrgenommen.
Meerfischland: Gibt es Einrichtungsstile, die Sie für Ferienhäuser und Wohnungen empfehlen bzw. gar nicht empfehlen?
Ute Rentmeister: Nein, aktuell ist wirklich (fast) alles machbar. Es kommt immer auf Gebäude und Umgebung an: Im Berliner Loft wird es ein anderer Stil sein als im Mecklenburger Gutshaus oder im Prerower Kapitänshaus. Viel Charme versprüht ja zumeist auch ein gewisser Stilmix. Der muss allerdings gekonnt sein, damit es am Ende nicht wie ein Sammelsurium wirkt.
Meerfischland: Was braucht es für Interieur, Farben und Accessoires, damit eine „hygge“ Wohnatmosphäre entsteht?
Ute Rentmeister: Eine schöne Definition von “hygge” lautet: „Gemütliche, herzliche Atmosphäre, in der man das Gute des Lebens zusammen mit lieben Leuten genießt.“ Im Vordergrund stehen schöne Naturmaterialien, helle, freundliche Farben, viel Holz, Decken, Felle, Kissen, Kerzen, kuscheliges Kaminofenfeuer. Da kann man sich bei den Dänen Inspirationen holen, aber auch bei den Niederländern.
Meerfischland: Welche Trends sind aktuell angesagt für die Einrichtung von Ferienhäusern und würden Sie diese auch empfehlen?
Ute Rentmeister: Die aktuellen Wohntrends greifen auf die üppige Farbigkeit und runden Formen der 70er und 80er zurück. Wir empfehlen für Ferienwohnungen einen etwas zurückhaltenden, langlebigen Stilmix mit stylischen Eyecatchern.
Meerfischland: Komfort und Gemütlichkeit sind absolut wichtig, damit sich Gäste in ihrer Unterkunft auch wohlfühlen. Welche Möbel stehen da besonders im Fokus?
Ute Rentmeister: Unser Credo lautet: Gäste, die gut schlafen und bequem sitzen, sind zufriedene Gäste. An Betten, Matratzen, Bettzeug, Sofas, Sesseln, Stühlen sollte man wirklich nicht sparen. Ein großes Plus von Ferienhaus oder -wohnung gegenüber einem Hotelzimmer sind die Küchen. Durch die zum Teil hohen Restaurantpreise, oder auch das geringe Angebot in der Nebensaison, sind sie vor allem für Familien sehr wichtig geworden. Das bedeutet: Küchen sollten komfortabel und voll ausgestattet sein.
Meerfischland: Haben Sie Einrichtungstipps für kleine Räume?
Ute Rentmeister: Kleine Räume können sehr gemütlich sein, aber eine kluge Anordnung ist sehr wichtig. Hier hilft es wirklich, sich den Grundriss genau anzuschauen und abzuwägen, was sinnvoll ist. Oft lohnt es sich, mit einem Tischler zusammenzuarbeiten, um vermeintliche Hürden mit Einbaumöbeln zu lösen. Zu den Don’ts bei kleinen Räumen gehören für uns die sogenannten Aufbettungen mit Schlafsofas. Das ist am Ende für niemanden wirklich Urlaub und die Wohnungen werden durch das ewige Auf- und Abbauen sehr strapaziert.
Meerfischland: Und Dos & Don’ts für große Räume?
Ute Rentmeister: Auch bei großen Räumen ist ein Blick auf den Grundriss sinnvoll, um Möbel so zu platzieren, damit sie nicht im Raum verloren gehen. Große Räume vertragen auch große Möbel. Die gilt esgeschickt anzuordnen und sogenannte Teilbereiche oder Inseln zu schaffen. Damit auch die Deko nicht verloren wirkt, kann sie gut in Gruppen arrangiert werden und darf etwas größer ausfallen. Ein verbindendes Element wie Farbe oder Material sorgt für den harmonischen Zusammenhalt.
Meerfischland: Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit bei der Wahl der Inneneinrichtung? Und wie kann es mit begrenztem Einrichtungsbudget umsetzen?
Ute Rentmeister: Nachhaltigkeit ist heute schon fast ein Muss, weil immer mehr Urlauber darauf schauen. Meist allerdings, ohne dafür auch mehr zahlen zu wollen. Es gibt zwei Möglichkeiten, nachhaltig einzurichen. Entweder man kauft nachhaltig produzierte Möbel oder man kauft zumindest einen Teil Second Hand und lässt die Möbel aufarbeiten. Das kann auch sehr schön sein. Auch bei bereits seit langem bestehenden Ferienwohnungen, bei denen eine Modernisierung erforderlich ist, sollte man schauen, was sich vielleicht mit Aufarbeitung in die Neuzeit mitnehmen lässt, ohne “oll” zu wirken. Ich denke dabei an Küchen. Wenn die Qualität im Prinzip noch gut ist, reicht es vielleicht auch, Fronten, Griffe und Arbeitsplatte auszutauschen.
Meerfischland: Welche Tipps haben Sie ganz konkret für Ferienimmobilienbesitzer, die ihre Einrichtung mit wenig Aufwand modernisieren möchten?
Ute Rentmeister: Die sollen am besten uns anrufen(lacht). Im Ernst: Modernisierung ist immer Aufwand. Wenn die Eigentümer weit weg wohnen, macht es Sinn, abzustimmen, was gemacht werden soll und es dann in professionelle Hände zu geben. Spielraum gibt es dagegen bei der Frage der Finanzierung. Eine charmante Einrichtung lässt sich auch mit kleinerem Budget realisieren – um so besser müssen dann allerdings die Ideen sein.
Wir bedanken uns für das Interview, den vielen konstruktiven Input und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg mit der Ferienhaus Akademie.
Wer weitere Tipps vom Profi haben möchten, die Ferienhaus Akademie berät euch gern!
www.ferienhaus-akademie.de
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