Es sieht schon verdammt cool aus, wenn hunderte bunte Schirme am Himmel tanzen und die Kiter spektakulär durch die Lüfte fliegen. Wenn der Wind richtig steht, verwandeln sich die Ostsee und der Bodden auf Fischland-Darß-Zingst in ein Mekka für Surfer. Und wenn ihr auch zu jenen gehört, die sich denken: „Das wollte ich schon immer mal machen“, haben wir genau den richtigen Tipp für euch. Kathrin Borgwardt und ihr Team bieten Kitesurf-Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Hier lernst du vom absoluten Profi: Denn Kathrin führte jahrelang die Weltrangliste im Kitesurfen an. Neben den Wettkämpfen gilt ihre Leidenschaft aber vor allem ihren zwei Kiteschulen auf den Philippinen und im Ostseebad Prerow. Letztere möchten wir euch heute unbedingt mal näher vorstellen. Außerdem haben wir mit Kathrin gesprochen und mal gefragt, was das Kitesurfen und ihre Schule so besonders machen.

Mit ein bisschen sportlichem Biss kann jeder Kiten lernen

Vor allem Anfänger zieht es gern in die Kiteschule Darss. Dass das Alter dabei überhaupt keine Rolle spielt, beweisen Kite-Schüler, die auch gern mal 75 Jahre auf dem Buckel haben. Das Mindestalter liegt bei zehn Jahren und einem Startgewicht ab 35 Kilo. Wer diese Bedingungen erfüllt, sportlich ist und ein bisschen Biss mitbringt, darf einen Kite in den Händen halten. Das tolle am Kiten ist neben dem Spaßfaktor und lässigem Lifestyle ganz klar der schnelle Lernerfolg. Dank der erfahrenen Lehrer und kleinen Gruppengrößen können die meisten Schüler bereits nach sechs bis acht Stunden die ersten Meter auf dem Brett zurücklegen. Deshalb empfiehlt sich ein 2-Tages-Kurs á vier Stunden. Wenn ihr Blut geleckt habt, könnt ihr den Anfängerkurs  um drei Tage betreutes Kiten erweitern. Im Kitecamp könnt ihr dann mit dem Material der Schule und unter Aufsicht der Lehrer weiterüben und neben zusätzlichem Vertrauen und Sicherheit auch die Kite-Lizenz erwerben.

Optimale Surfbedingungen dank des Boddens

Ab zehn Grad Wassertemperatur und einer Windstärke von 12 Knoten (vier Beaufort) kann’s auch schon losgehen. Der Bodden ist ein ideales Revier, um Kiten zu lernen. Das lagunenartige Küstengewässer ist deutlich ruhiger und  im Anfängerbereich auch nur hüfttief. Somit könnt ihr immer wieder zurücklaufen, wenn ihr nur in eine Richtung fahrt. Sollte es mal ein Problem geben, hat man Boden unter den Füßen – ein super Sicherheitsgefühl. Außerdem bilden sich auch bei Wind nur kleine Wellen, die kaum Kraft haben. Ganz im Gegenteil zur Ostsee, wo bei Wind relativ große Wellen entstehen, die das Lernen unmöglich machen. Und sollte doch mal Flaute sein, könnt ihr zur Wakeboard-Anlage nach Körkwitz fahren oder den Darß mit dem Standup-Paddelboard erkunden. Denn auch das beliebte SUP kann bei Kathrin gelernt und geliehen werden. Was die Kiteschule Darss auf keinen Fall macht: Die Kurse in windfreien Stunden mit mehr Theorie als notwendig zu füllen, nur um die Stunden abzuarbeiten. „Unser Ziel ist es, die Schüler zum Fahren zu bringen und lieber warten wir auf Wind, als das wir die Stunden damit verbringen, eine Kite-Reparatur beizubringen“, erklärt Kathrin.

Freestyle-Tipps und Hydrofoil für das nächste Level

Auch als fortgeschrittene Kiter könnt ihr bei der Kiteschule Darss noch was lernen. Manchmal hapert es an dem einen oder anderen Sprung, der auch nach unzähligen Stunden auf dem Wasser einfach nicht klappen will. Als Freestyle-Champion kann Kathrin euch hier wertvolle Tipps geben und euch somit garantiert auf das nächste Level heben. Ein weiteres Highlight ist das Hydrofoil. Bei dem neuen Trend im Kitesport kann man bereits ab sechs Knoten Wind auf einem Luftpolster übers Wasser fliegen, wie bei einem Tragflächenboot. In einem zweistündigen Kurs sowie einer Stunde freiem Fahren lernt ihr die Grundlagen zum Foil, Haltung, Balance, Steuerung und bekommt Fahrtraining Board on Water und on Foil. Voraussetzung ist allerdings, dass ihr sicher kiten könnt. Auch Vorerfahrung mit einem Surfboard oder Directional Board helfen hier weiter.

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Familiäre Stimmung in der Kiteschule Darss

„Bei uns geht es sehr familiär zu. Wir wollen unsere Schüler kennenlernen und keine Massenabfertigung. So schulen wir nie mehr als vier Schüler pro Lehrer. Außerdem liegt uns am Herzen, dass unsere Schüler neben dem Kiten auch die wunderschöne Natur auf dem Darß kennen und lieben lernen. Deshalb verraten wir gern unsere Insider-Tipps, was nach der Kitesession oder an windstillen Tagen unternommen werden kann. Außerdem bieten wir Kurse und Entdeckertouren für alle Kite-Level an. Beispielsweise Downwinder entlang der Küste von Dierhagen nach Wustrow oder von Ahrenshoop nach Prerow. Die Nachmittage verbringen wir gern gemeinsam am Strand und abends wird in gemütlicher Runde gegrillt.“, berichtet Kathrin. Es ist eben das Gesamtpaket und der lockere Lifestyle, den die Schüler bei Kathrin und ihrer Kiteschule so wertschätzen. Und ab sofort könnt ihr dabei sein. Vom 01. Mai bis zum 05. Oktober ist die Kiteschule Darss geöffnet. Vorausgesetzt die Wassertemperatur spielt im Oktober noch mit. Die Kurse starten dreimal pro Woche – immer montags, donnerstags und samstags.

Kathrin im Interview

Kathrin, du zählst zu den „Surfveteranen“ in der internationalen Szene, bist auf den ganzen Welt unterwegs. Wie bist du eigentlich zum Surfen gekommen?

Meine Oma und mein Vater kommen aus Prerow und so war ich jedes Wochenende und all meine Ferien in Prerow. Am Wasser aufgewachsen, fing ich von klein auf mit dem Windsurfen an, da all meine Freunde auf dem Darß surften. Als ich dann im Jahr 2000 in Ägypten arbeitete, ging es mit dem Kitesurfen los. Für mich war das eine gute „Wenig-Wind-Alternative“ zum Windsurfen.

Was macht deiner Meinung nach die Faszination am Kitesurfen aus?

Auch nach 18 Jahren kann man immer noch Neues lernen. Die Vielfalt der Disziplinen macht außerdem den Reiz aus. Man kann „freestylen“, also Sprünge machen, mit dem Wellenreitboard die Wellen abreiten oder riesige Strecken zurückzulegen. So sind wir von Gedser nach Prerow oder von Prerow nach Hiddensee gekitet. Wir haben die gesamten Philippinen für eine dreizehnteilige brasilianische Reisesendung per Kite durchquert. Das Kiten hat mir Reisen an Orte ermöglicht, von denen ich früher nie geträumt hätte und jede dieser Reisen hat mich Leute treffen lassen, die unvergesslich sind.

Welche Titel bzw. Ränge hast du beim Kitesurfen? 

Ich habe die Asiatische Kontinentaltour fünfmal gewonnen und bin Vizemeisterin der Europäischen Tour geworden. Ich war zweite der Master Weltmeisterschaften in Sardinien und habe 2016 das Worldranking im Twintipracing geführt. Die Wettkämpfe sind in den letzten zwei Jahren allerdings weniger geworden. Dafür mache ich jetzt mehr Abenteuerprojekte, Reisen und berichte für Magazine.

Wie können wir uns dein „Surferleben“ vorstellen, wenn du nicht über den Sommer die Kiteschule in Prerow betreibst?

Die zweite Hälfte des Jahres habe ich mein „zweites Zuhause“ auf der Insel Mindoro auf den Philippinen. Die Philippinen garantieren beste Windbedingungen im Winter. Von dort aus reise ich für meine Projekte.

Wie unterscheiden sich die Surfcamps an der Ostsee und auf den Philippinen? Mal abgesehen vom tropischen Wetter?

Das Wetter und vor allem der Wind machen den großen Unterschied. In Deutschland muss man den Wind nutzen, wenn er da ist. Auf den Philippinen bläst er 24 Stunden und garantiert von November bis Mitte April. Du kannst also erst deine Arbeit machen und immer Kiten, wenn es passt. Auf den Philippinen ist das Kitecamp so ziemlich im Nirgendwo. Wir sind umgeben vom weißen Sandstrand mit Palmen und traumhafter Natur, aber wenig Infrastruktur. Deshalb bieten wir unseren Gästen Vollpension und täglich Ausflüge per Kite zu den Nachbarinseln oder Sandbänken. Außerdem besuchen wir Dörfer in den Bergen, um unseren Gästen Land und Leute näher zu bringen. An beiden Standorten versuchen wir den Kitesport zu nutzen, um Touristen anzuziehen und ihnen neben dem Kiten die Schönheit unserer Gegend mit Insidertipps näherzubringen.

Du engagierst dich viel für den Sport und die Gemeinde auf Fischland-Darß-Zingst. Welche Motivation steckt dahinter?

Ich mache selbst viel Sport und habe das absolute Glück, mit dem, was mir Spaß macht, mein Geld zu verdienen. Deshalb fühlt es sich nicht nach Arbeit an. Prerow hat mit einen der schönsten Strände, die ich weltweit gesehen habe. Mein Ziel ist es, wieder mehr junge Leute in den Ort zu ziehen und Abenteuer und Actionsport vor der Haustür in Mecklenburg Vorpommern zu kreieren. Der Darß bietet so viele Möglichkeiten für Outdoor & Funsport, so dass man, zumindest im Sommer, nicht weit wegfliegen muss.

Welches sind die schönsten Kitespots für dich auf der Welt?

Der Darß bietet unzählige Spots für jede Windrichtung. Bei gutem Wetter liebe ich es, hier zu kiten.  Auch auf den Philippinen habe ich mein kleines Paradies gefunden. Auf meinen Reisen habe ich natürlich viele Traumspots gesehen. Meine Favoriten sind unter anderem Aitutaki auf den Cookinseln, Oman, Brasilien und Rote Island/ Indonesien.

Hast du abschließend noch Tipps, die du Surfanfängern mit auf den Weg geben kannst?

Üben, üben, üben und dranbleiben. Aber da man beim Kiten sehr schnell Lernfortschritte macht, macht es ohnehin den meisten Leuten von Anfang an schon Spaß. Es ist wichtig, das Wetter richtig einzuschätzen und nur bei geeigneten Bedingungen aufs Wasser zu gehen. Und wenn man doch mal unsicher ist, andere Kiter am Spot fragen. Kiter helfen sich gegenseitig gern.

Vielen Dank für deine Zeit!

Wenn ihr mehr über Kathrin und ihre Kiteschule Darss erfahren möchtet, schaut doch mal auf der Website vorbei. Viel Spaß beim Fliegen…