Ihr seid im Urlaub auf Fischland-Darß-Zingst und sucht noch nach einem inspirierenden Ausflugsziel? Eines, bei dem ihr Einblicke in ein traditionelles, für den Darß typisches, Handwerk gewinnen und zudem kunstvolle Mitbringsel und Urlaubsandenken entdecken könnt? Dann solltet ihr euch definitiv Zeit für die Familie Jankowski und ihrer Töpferwerkstatt „Töpperhus“ in Ahrenshoop nehmen.
Wie Renate Jankowski zum Töpfern kam
In den 60er Jahren war die heute 83-jährige Renate Jankowski, gebürtige Krull, eine junge Frau und für das Leben als Handweberin bestimmt. als sie dem vielseitigen Künstler Wilhelm Löber in die Arme lief und sich dadurch für sie plötzlich alles änderte. Der ehemalige Bauhaus-Schüler war bereits ein renommierter Bildhauer und Keramiker, als er Renate kurzerhand dazu einlud, bei ihm zu töpfern. Renate Jankowski nahm das verlockende Ausbildungsangebot an. Sie lernte bei Wilhelm Löber und arbeitete später auch noch lange bei dessen Sohn. Erst im Juni 1999 erfüllte sie sich den Lebenstraum von der Selbständigkeit und eröffnete mit dem Töpperhus in Ahrenshoop ihre eigene Töpferwerkstatt.

Auf der Drehscheibe wird der Ton in Form gebracht
Ab und an geht die Meisterin noch selbst zu Werke
Seit nunmehr 25 Jahren werden darin Werke aus Ton angefertigt, ausgestellt und verkauft. Zwei bis dreimal pro Woche legt Renate noch selbst Hand an. Meist malt sie, wie schon unzählige Male zuvor, das für sie charakteristische Urmotiv, die Schilfwinde, mit ihren zwischen Grün und sanften Blautönen changierenden Blättern, auf ein Werkstück. Manchmal wird es auch ein anderes florales Motiv. Letztlich aber immer eines, das in Bezug zum Fischland, ihrer Heimat, steht.

Renate Jankowski mit Tochter Sabine
Die Töpferwerkstatt ist und bleibt in Frauenhand
Um den größten Teil der künstlerischen Arbeit kümmern sich seit einiger Zeit ihre beiden Töchter Kathrin und Sabine. Das Handwerk der Mama in zweiter Generation weiterzuführen, ist eine Ehrensache für sie. Zum einen, weil sie so die Tradition lebendig halten können. Zum anderen, weil sie es als Privileg empfinden, sich kreativ zu betätigen und die eigenen Ideen in die Kunst einfließen zu lassen. “In einer Töpferwerkstatt, wie dem Töpperhus, haben wir die Freiheit, uns auszuleben. Das macht die Arbeit so wertvoll”, sind sich die Schwestern einig, die ihr Team mittlerweile um die Rostocker Töpferin Sandra und Sabines Ehemann erweitert haben.

Töpferin Sandra an der Drehscheibe

Tochter Katrin beim Einritzen der Motive

Sabines Ehemann Christian Grimm mit der Medaille für die Zeesbootregatta
Während des Herstellungsprozesses ist Fingerspitzengefühl gefragt
Der Herstellungsprozess des Töpferns ist komplex. Zuerst kommt der Ton auf die Drehscheibe, dann wird die Keramik ein erstes Mal gebrannt. Nach dem Trocknen wird die Keramik gesäubert, so dass sie glasiert werden kann. Nach mehreren Tagen Trocknung kann das Motiv dann in die Tasse geritzt werden. Das ist mit Abstand der schwierigste Prozess. Hier ist Vorsicht geboten, da leicht etwas abplatzen kann. Im Anschluss wird die Farbe aufgemalt. Auch hier ist wieder Fingerspitzengefühl gefragt. Danach muss die pastellige Farbe erneut bei 1.150 °C gebrannt werden, um ihre volle Strahlkraft zu erreichen. Alles in allem kann der die Produktion mehrere Tage und länger in Anspruch nehmen.

Der Herstellungsprozess vom Rohling zum fertigen Exponat
Das Töpperhus trifft man in Niehagen oder auf lokalen Märkten und Events
Wer live erleben möchte, wie aus Ton, Wasser, Feuer und Farbe mit viel Talent kreative Werke entstehen, ist im Töpperhus herzlich willkommen. Durch die großen Fabrikfenster kann bei der Erstellung der Tonwaren zugesehen werden. In den Mal- und Töpferwerkräumen und im Verkaufsraum werden die eigenhändig gefertigten Kunstwerke stilvoll präsentiert. Geshoppt werden kann auch auf lokalen Märkten und Veranstaltungen, wo sich das Töpperhus auch regelmäßig mit einem Verkaufsmobil zeigt. Als Verkaufsstand dient dazu ein kleiner Pritschen-LKW aus ostdeutscher Produktion, einem Framo 901/2, Baujahr 1954, der hierfür liebevoll restauriert wurde.

Der Verkaufsraum des Töpperhus

Das Verkaufsmobil auf der Zeesbootregatta in Ahrenshoop
Handgemachte Urlaubserinnerungen
Beliebte Mitbringsel wie Eierbecher, Tassen und Schalen zählen zu den Verkaufsschlagern. Doch das Portfolio hat sich im Laufe der Jahre erweitert – heute werden auch kunstvolle Lampenschirme angefertigt. Der Herstellungsprozess eines jeden Exponats ist aufwendig und erfordert viel Zeit und Geduld. Oft sind die Wunschstücke während eines Urlaubs nicht vollständig fertiggestellt. Das ist allerdings kein Problem: Die fertigen Kunstwerke können bequem per Post nach Hause geschickt und so zu eurer ganz persönlichen Urlaubserinnerung werden.
So findet ihr das Töpperhus
Zu erreichen ist die Töpferwerkstatt, aus Ahrenshoop kommend, über die L21 in Richtung Wustrow. Ihr findet es schön gelegen mit Blickrichtung zum Saaler Bodden.
Töpperhus GbR
Bauernreihe 8a
OT Niehagen
18347 Ostseebad Ahrenshoop
Öffnungszeiten:
Montag bis Sonntag von 10:00 – 13:00 Uhr und 15:00 – 18:00 Uhr
Ausnahmen sind möglich und können unter den folgenden Kontaktdaten angefragt werden:
0151 12513576
038220 80116
info@toepperhus.de
Im Töpperhus selbst werden flankierend auch Heiß- und Kaltgetränke serviert. Dieses Angebot wird von vielen Besucherinnen und Besuchern vor oder nach dem Stöbern durch die Keramikausstellung genutzt. Oder als kleine Stärkung zwischendurch.
Ganz viel Spaß vor Ort. Richtet dem Töpperhus-Team gerne einen lieben Gruß von Meerfischland aus 🙂
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